Holzschnitzereien (aus dem Grödnertal)

 


In Gröden hat die Tradition der Schaffung von Holzschnitzereien eine besondere Bedeutung, denn die Grödner Holzbildhauer zählen seit Jahrhunderten zu den Meistern dieses handwerklichen Könnens. Seit dem 17. Jahrhundert entstehen in den Werkstätten Grödens sakrale Kunststücke von großem Wert, darunter unzählige, aus Holz geschnitzte Krippenfiguren, die in alle Welt exportiert werden.

Zur Geschichte Bildhauerei und Holzschnitzerei

Die ersten schriftlichen Erwähnungen von Bildhauern im deutschen Sprachraum führen auf Berchtesgaden (um 1100) und Oberammergau (um 1500) zurück. Ab dem 17. Jahrhundert werden Schnitzereien und Holzkunsthandel auch im Erzgebirge erwähnt. Die beiden ersten schriftlich erwähnten Grödner Bildhauer wurden in der Bildhauerschule von Brixen ausgebildet.

Christian Trebinger, geboren 1580 im Hof Trèbe bei St.Jakob, ist der erste Grödner Bildhauer der schriftlich genannt wird. Ihm wird 1625 ein Kreuz in der Kirche von Sankt Ulrich zugeschrieben, sowie der Hauptaltar von Sankt Christina. 1646 wird er für ein Kreuz in St. Christina entlohnt.

Melchior Vinatzer, (1622-1689), geboren auf „Bucinea", in der Familie von Balthasar da „Inaz" in St. Christina, ist der Gründer der Bildhauerdynastie der Vinazer. Bekannt ist die Mitarbeit an den Kirchen in St. Christina, St. Georg in Eppan (1655) und ein Kreuz in Vigo di Fassa 1659. Auch seine Brüder Dominikus und Martin arbeiteten an der Kirche in St. Christina mit. Die „Vinazer-Krippe", die in der Kirche von St. Jakob ausgestellt war und heute im Museum von St. Ulrich steht, wurde von der Familiendynastie Vinazer im Laufe von sieben Generationen geschnitzt.

Gröden die Tradition der Holz-Bildhauerei

Die Grödnertaler Holzschnitzereien sind weltbekannt. Sie sind in ganz Europa führend in der Holz-Bildhauerei, in der Herstellung von Holzschnitzereien und von Krippenfiguren, die für den Kunsthandel bestimmt sind. Die Grödner Holzschnitzereien bestechen durch ihre zeitlos schönen und erfolgreichen Formen und durch die perfektionierte Kunst des Handwerks der Bildhauer und der Maler. Die erfolgreiche Schnitzkunst steht stilistisch in Tradition des 1808 gegründeten christlichen Kunststils der „Nazarener", das sich durch anmutige Gesichtszüge, schönen Faltenwurf und dezente Malkunst auszeichnet.

Die lange Tradition der Malerei

Auch die lange Tradition der Malerei beschert dem hochwertigen Kunsthandwerk, besonders den Krippenfiguren, ungebrochenen Erfolg. Die Figuren und Holzschnitzereien aus dem Grödner Tal sind in jeder Hinsicht qualitativ sehr hochwertig. In diesem Bereich wird eine große Vielfalt von Motiven der Figuren angeboten, die auf dem Markt gefragt werden. So gibt es Heiligenfiguren aller Art, Madonnen in großer Auswahl, unterschiedlichste Engel, profane Figuren von Kinderfiguren bis zu holzgeschnitzten Tieren in jeder Größe und schließlich eine sehr große Anzahl von verschiedenen Gruppen von Krippenfiguren. Bei der Produktion unterscheidet man Bildhauer, Schnitzer und Maler, die bei den im Handel angebotenen Holzschnitzereien zusammenarbeiten müssen.

Die Entstehung des Grödner Kunsthandwerk

Die Holzschnitzereien sind schon seit ihrer Entstehung als Kunsthandwerk in Gröden vor ca. 300 Jahren bei der Handarbeit in Serien produziert worden. Der Schnitzer hat am Tag möglichst viele Exemplare der gleichen Figur geschnitzt, z.B. dasselbe Pferd oder Schaf, um schneller zu sein. Man sieht auf alten Fotos Händler, die auf ihrer Kraxe eine große Anzahl von gleichen und gleichgroßen Pferden tragen. In Gröden sind schon vor 200 Jahren Figuren und Spielzeug mit Hilfe von Drechselmaschinen erfolgreich produziert worden. Es ist also, zumindest in Europa, nicht sinnvoll der Serienproduktion mit Maschinen automatisch die Bezeichnung Kunsthandwerk zu verweigern. Es ist wichtiger die Schönheit der Gestaltungsformen im Vordergrund zu stellen.

Zur Geschichte der Holzschnitzereien im Grödnertal

Die ersten Funde über Bewohner im Grödnertal führen auf 6000 Jahre vor Christus zurück, in eine Höhle auf der Hochebene ( Plan de Frea auf 2000 m), 200 m unter dem Gründerjoch. Ein weiterer Fund auf „Col de Flam" in der Nähe von St. Ulrich wird auf 400 Jahre vor Christus datiert. Es ist kaum bekannt, dass zu dieser Zeit ein keltisches Volk Namens „Senones" von Niederbayern bis an die südliche Adria gezogen ist und sich dann 200 Jahre später endgültig in die Alpen zurückgezogen hat. Die Ansiedlung dieses Volkes in Gröden ist unbelegt, weckt aber für Gröden spekulatives Interesse zur Vertiefung der Forschung, weil der Name Senoner in Gröden sehr verbreitet ist. Das Grödnertal war von Ende des zehnten Jahrhundert ist bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz der Grafen von Dorf Tirol. Danach stand es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges unter der Herrschaft der Habsburger.

Kleine und doch großartige Kunstwerke - die Holzskulpturen

Der Handel und Export von Skulpturen, Holzschnitzereien und Holzspielzeug, erlebte in Gröden ab dem 18. Jahrhundert eine anwachsende 200-jährige Blüte bis zum Ersten Weltkrieg. Ausschlaggebend war wohl das jeweilige Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Dazu zählen künstlerische Gesinnung eines mehrsprachigen Volkes, die Tradition südländischen Kunstempfindens und die hohen Qualitätsansprüche.

Aber auch gute Organisation, die weite Verzweigung des Handelsnetzes, die Gründung von Ausbildungsstätten und der"Nazarener" Stil bei den Krippen führte zum Erfolg. Berichte von einem Prozess im Jahre 1679 gegen die „Pfuscher" , zeugen z.B. von der Tüchtigkeit und vom Qualitätsbewusstsein. Andreas Senoner bezeichnet auch die „Reiselust" als einen erheblichen Faktor des Erfolges.

Das weitverbreitete Vertriebsnetz ist gut belegt. Zunächst verkauften die Grödner als Hausierer. „Später ließen sich die Grödner in den großen europäischen Städten nieder und gründeten bedeutende Handelsniederlassungen, 1777 sogar eine in Mexiko. Um 1810 sollen 279 Grödner Firmen in 130 Orten existiert haben." „Vor allem auf der iberischen Halbinsel und in Italien…In Neapel hatten sich z. B. 13 Grödner Familien etabliert… und in Spanien 23."

Die geschnitzten Figuren wurden Großteils, besonders in frühen Zeiten, aus naturbelassenem Zirbelholz verkauft. Das Zirbelholz ist weich beim Schnitzen, gleichzeitig sehr wetterbeständig. Zirbelkiefer riecht immer auffällig gut, hat aber den Nachteil mehr Flecken durch Äste zu haben.